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Schnelligkeit vs. Entschleunigung

Kunde
Gemeinde Eching
Jahr
2020
Leistung
öffentlicher Wettbewerb
Status
Projekt
Größe
2.500 m2 BGF

Die Gemeinde Eching beabsichtigt den Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses und eines Bauhofes.
Die bisher im Gemeindegebiet Eching verteilten drei Feuerwehren Eching, Kronwinkl und Viecht sollen an einen gemeinsamen Standort  am westlichen Rand des Ortsteils Viecht umgesiedelt werden. Hier sollen die Freiwilligen Feuerwehren, ihre gemeinsame Jugendgruppe sowie die jeweiligen Fördervereine Räumlichkeiten erhalten. Am gleichen Standort soll auch der Bauhof untergebracht werden. An Bauhof sind die Räume für den Gartenbauverein und die Mosterei einzuplanen.

Wir nahmen an diesem öffentlichen Wettbewerb Teil und erreichten mit unserem Entwurf den 2. Rundgang.

Schnelligkeit vs. Entschleunigung
Das Entwurfsfeld des neuen Feuerwehrgerätehauses mit Bauhof und Außenanlagen liegt am Rande des Orts Eching. Die unmittelbare Umgebung ist geprägt von weiten Flächen und vereinzelter landwirtschaftlich-gewerblicher Bebauung. Der Baukörper führt die bestehende Bebauungsstruktur fort und nimmt die gleiche städtebauliche Formensprache an wie der langgezogene Supermarkt im Ortskern östlich des Baufeldes. Der bewusst langgezogene Baukörper, der alle Nutzungen unter einem Dach vereinen soll, verläuft parallel zu zwei kontrastierenden Verkehrsstraßen. Die B11 im Norden mit Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h und die untergeordnete Landstraße im Süden mit parallel verlaufendem Rad- und Fußgängerweg. Das Gebäude versteht sich als Bindeglied zwischen diesen beiden starken Kontrasten der Verkehrsinfrastruktur. Es schafft ein robustes Gesicht in Richtung B11 und eine kleinmaßstäbliche, differenzierte Gestaltung in Richtung Süden zum Fußgänger- und Radweg. Das Gebäude gliedert sich in seiner prägnanten städtebaulichen Schlichtheit wie selbstverständlich in die bestehende Struktur ein und bildet eine logische Fortsetzung des Bestandes der Umgebung.

      

Bauen wie immer
Das Gebäude steht auf einer konstruktiven Basis aus zwei langgezogenen monolithischen Wänden einer Stärke von 70 cm mit Aussparungen für die Tore und Fassadenöffnungen. Diese Basis wird in regelmäßigen Abständen durch einen Brandwand- und Aussteifungskubus unterteilt, der einen offenen Durchgang in Form einer Passage bildet. Auf dieser monolithischen, ausgesteiften Basis sitzen rund 180 Nagelplattenbinder, die eine Stützenfreiheit innerhalb des gesamten Gebäudes garantieren und somit maximal mögliche Nutzungsflexibilität liefern. Diese Dachkonstruktion hat sich über Jahrzehnte im Bereich von Unterstellhallen als äußerst wirtschaftliche Konstruktion bewährt. Die Nagelplattenbinder befinden sich grundsätzlich im hinterlüfteten Kaltbereich. Die energetische Hülle endet am Untergurt des Nageplattenbinders. Für die Dachdeckung sind Biberschwanzziegel in Kronendeckung geplant. Die Fassadenlängsseiten sind in einem strikten Raster von 5,20 m untergliedert. Die konsequent gleich großen Wandöffnungen sind entweder mit Sektionaltoren bestückt oder mit modularen OSB-Sandwichplattenelementen.

Alles unter einem Dach
Die klare städtebauliche Kubatur verfolgt das organisatorische Ziel, alles unter einem Dach unterzubringen. Alle Nutzungen des Gebäudes sind im Erdgeschoss untergebracht, sodass ohne technische Aufwand Barrierefreiheit garantiert ist. Obere Ebenen, wenn vorgesehen, dienen der untergeordneten Nutzung des Lagerns. Am östlichen Kopf des Gebäudes befindet sich der klar positionierte Hauptzugang der überwiegend öffentlichen Nutzung. Entlang der Südseite des Gebäuderiegels befinden sich weitere Zugänge zu den spezifischen Einzelnutzungen des Gebäudekomplexes (Bauhof, Mosterei, Umkleiden für alle, Feuerwehr, etc.). Die innere Erschließung erfolgt grundsätzlich entlang der monolithischen Außenwand. Hier wird bewusst die komplette Gebäude-Raumhöhe genutzt und erlebbar gemacht. Dies schafft besondere Raumeindrücke im öffentlichen Bereich der Seminarnutzung, gleichzeitig ordnet sich dieser Erschließungsbereich in zusammenhängenden größeren Hallenbereichen der Gesamtnutzung unter.

Außenraum
Auch der Außenraum greift in seiner Gestaltungsgrundidee auf den städtebaulichen Gesamtansatz der Schnelligkeit vs. Entschleunigung zurück.
Der Bodenbelag besteht aus großformatigen Ortbetonplatten, die im Gebäuderaster verlegt sind. Dies gibt dem Baukörper, insbesondere zunächst in Richtung B11 einen robusten und selbstsicher wirkenden Untergrund. Die Ortbetonplatten werden in den Erschließungsbereich des Gebäudeinneren als nahtlose Schwelle zwischen Innen und Außen hineingezogen. Im Süden werden Obstgehölze vorgesehen, die eine angemessene Maßstäblichkeit zum Fußgänger- und Fahrradweg herstellen sollen. Im Norden sind temporäre Baumschulbereiche geplant, die das kontrolliert rückgehaltene und gesammelte Niederschlagswasser nutzen können.